FAQ

Willkommen bei der deutschen Selbsthilfegruppe zum Asherman-Syndrom!

Da Frauen, bei denen vor Kurzem das Asherman-Syndrom (AS) diagnostiziert wurde, sehr oft die gleichen Fragen haben, haben wir diese Liste der „Frequently Asked Questions“ ( FAQs) zusammengestellt. Wir hoffen, dass sie dazu beiträgt, unseren neuen Mitgliedern und unseren Besuchern ein grundlegendes Verständnis vom Asherman-Syndrom zu vermitteln.
 

Was verursacht das Asherman-Syndrom (AS)?

AS entsteht am häufigsten bei Frauen, die eine Ausschabung zur Entfernung von Plazentaresten oder eine Ausschabung nach einer Fehlgeburt hatten. Dabei erscheint die nach einer Schwangerschaft noch nicht wieder zurückgebildete Gebärmutter besonders gefährdet für das Entstehen von Verwachsungen zu sein. Darum sollte die Ausschabung so sanft und schonend wie möglich durchgeführt werden. Das Risiko eines Asherman Syndroms steigt nicht nur durch ein zu energisches „Kratzen“ während der Kürettage, sondern auch mit der Verwendung einer scharfen statt einer stumpfen Kürette. Inzwischen ist bekannt, dass das Risiko auch mit der Anzahl der Ausschabungen im Wochenbett zunimmt. Andere gynäkologische Eingriffe (das Setzen einer Spirale, das Entfernen eines Myoms etc.) können ebenfalls zu einer traumatischen Verletzung der Gebärmutterwände führen, doch ist dies seltener.

 
Ich hatte noch nie eine Ausschabung, kann ich trotzdem AS haben?

Ja, AS kann auch durch andere Traumata der Gebärmutter, wie z.B. bei einem Kaiserschnitt, verursacht werden. Weitere Traumata des Uterus, wie bei einer Myomentfernung, einer diagnostischen Ausschabung, einer Konisation, Einlegen einer Spirale o.ä., spielen offenbar eine untergeordnete Rolle, sind aber als Ursache für AS bekannt.
Infektionen sind nur sehr selten als Ursache für AS benannt worden, sie können aber ein fördernder Faktor sein.

 
Ich habe jeden Monat eine Blutung, heißt das, dass ich dann kein AS habe?

Nein, nicht unbedingt. Frauen mit mittleren bis starken Verwachsungen haben eventuell keine Blutung mehr (Amenorrhoe). Aber Frauen mit leichteren Verwachsungen bemerken eventuell nur, dass ihre Blutung weniger stark und/oder kürzer ist als zuvor (Hypomenorrho). Das bedeutet, dass der Gebärmutterhals (Zervix) nicht verwachsen ist und die Frau auch schwanger werde könnte. Von einer Schwangerschaft mit bestehenden Verwachsungen raten wir dringend ab. Es gibt aber auch Frauen, die keine Regelblutung haben und dennoch keinen schweren Fall von AS vorfinden, da nur im unteren Gebärmutterbereich Verwachsungen sind, während der obere Teil frei davon ist.

 
Wie kann ich sicher sein, dass ich tatsächlich AS habe?

Der beste Weg, um AS zu diagnostizieren, ist es, das Gebärmutterinnere mit einem Hysteroskop zu untersuchen. Bei dieser diagnostischen Hysteroskopie (HSK) wird eine dünne Optik durch den Muttermund in die Gebärmutter eingeführt, so dass das Innere direkt betrachtet werden kann. Die diagnostische Hysteroskopie ist dank sehr kleinen Optiken bis zu 98% ambulant, teils nur mit Lokalanästhesie oder sogar gänzlich ohne Anästhesie durchführbar. Eine Ultraschalluntersuchung ist nicht geeignet, AS sicher zu diagnostizieren!

 
Mein Arzt sagt, dass das Asherman-Syndrom viel zu selten ist und dass es unwahrscheinlich sei, dass ich darunter leide, stimmt das?

An dieser Aussage stimmt nur, dass viele Ärzte das Asherman-Syndrom nicht gut genug kennen und die Leitsymptome nicht gut genug deuten können. Auf vielen Aufklärungsbogen für eine Ausschabung wird noch immer nicht vom Asherman-Syndrom geschrieben. Da die Verwachsungen per Ultraschall nicht erkennbar sind, ist AS in einer regulären gynäkologischen Praxis nicht zu diagnostizieren. Ein erfahrener Arzt kann aber sofort eine Überweisung für eine diagnostische Hysteroskopie ausstellen.

 
Mein Arzt schlägt erst einmal eine Hormontherapie vor, ist das sinnvoll?
Wir meinen, dass eine ambulante kurze diagnostische Gebärmutterspiegelung den Körper weniger belastet als das monatelange Schlucken von Hormonen und halten deshalb solche Hormonbehandlungen bei Vorliegen der klassischen Ursachen für ein Asherman-Sydnrom für sinnlos.

 
Verursacht eine Hysteroskopie (HSK) Schmerzen? Was sollte ich über die HSK wissen?

Sollten während der HSK Verwachsungen gefunden werden, so ist es dem Operateur möglich, sofort mit der Adhäsiolyse (Lösen der Verwachsungen) zu beginnen. Dazu sollte die Patientin in Vollnarkose liegen. Nach der HSK können leichte Schmerzen, ähnlich des Periodenschmerzes, auftreten, die in der Regel schnell wieder nachlassen. Leichte Blutungen nach der HSK, die in wenigen Tagen nachlassen, sind normal.

 
Ich wurde offiziell mit AS diagnostiziert. Was sollte ich meinen Frauenarzt nun fragen?

Wenn die Diagnose AS feststeht, ergeben sich sehr viele Fragen, deren Antworten man benötigt, um eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen treffen zu können.

 
Wie schwer ist mein AS ausgeprägt?
Ist der Gebärmutterhals (Zervix) offen oder vernarbt?
Wieviel Prozent meiner Gebärmutter sind vernarbt?
Wo befinden sich die meisten Vernarbungen?
Sind die Eileiterzugänge einsehbar?
Ist Endometrium zu erkennen?
Welche Form der Behandlung wird vorgeschlagen?
Wieviele AS-Fälle wurden bereits behandelt?

 
Welcher Arzt kann mir bei der Therapie des AS helfen?

Es gibt sicherlich einige Gynäkologen, die qualifiziert wären, um leichte Fälle eines Asherman Syndroms zu behandeln. Für Patientinnen mit mittelschweren bis schweren intrauterinen Vernarbungen wird aber dringend empfohlen, sich an einen Spezialisten zu wenden, der Erfahrung in der Therapie des Asherman Syndroms hat. Weltweit gibt es nur wenige solcher Spezialisten. Die Operation des AS ist eine sehr heikle und schwierige Operation, und auch Gynäkologen, die durchaus Erfahrung mit anderen Gebärmutter-Operationen haben, könnten nicht über die erforderliche Qualifikation und Erfahrung verfügen, um in der Behandlung von AS erfolgreich zu sein. Leider überschätzen sich viele Ärzte an dieser Stelle. Eine schlecht ausgeführte AS-Operation oder die Nutzung von unsachgemäßen Instrumenten kann den Zustand der Gebärmutter aber bedeutend verschlechtern.  

 
Welche Therapie wird üblicherweise zur Behandlung des AS eingesetzt?

Weltweit gibt es verschiedene Vorgehensweisen, doch alle Spezialisten sind sich darüber einig, dass die Verwachsungen entfernt werden müssen. Die hoch spezialisierten Ärzte nutzen zum Teil eigens entwickelte Instrumente für die hysteroskopische Adhäsiolyse. Anschließend wird versucht, das Entstehen neuer Verwachsungen zu verhindern. Dabei hat sich die Gabe von höher dosiertem Östrogen direkt nach der Operation und in den darauf folgenden Monaten bewährt, um das Endometrium zum schnellen Wachstum anzuregen. Auf diese Weise kann einer erneuten Bildung von Verwachsungen vorgebeugt werden. Das Einsetzen eines Fremdkörpers in die Gebärmutter hat in Deutschland bisher wenig Erfolg gezeigt und gehört zu den älteren Methoden.

Teilweise kommt es trotz aller Kunst des Operateurs zur Neubildung der Verwachsungen, so dass mehrfach therapeutisch hysteroskopiert werden muss.

 
Mein Arzt hat eine Ausschabung als Therapie gegen mein AS vorgeschlagen – ist das nicht die Hauptursache für die Entstehung des Syndroms?

Leider gibt es immer noch einige schlecht ausgebildete bzw. fortgebildete Ärzte, die glauben, dass die richtige Behandlung für AS eine weitere Ausschabung sei. Wir wissen, dass dies die denkbar schlechteste Behandlung ist und den Zustand der Gebärmutter verschlimmert, möglicherweise irreparabel! Wenn ein Arzt diese Behandlung vorschlägt, so ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass er nicht der richtige Operateur ist.

 
Ich wurde mit AS diagnostiziert und es wurde mir gesagt, dass ich nun und in Zukunft nicht mehr schwanger werden kann. Stimmt das?

Vorweg: Das Asherman-Syndrom verhindert eine Schwangerschaft nicht, Sie müssen also trotzdem verhüten, wenn das Asherman-Syndrom noch nicht erfolgreich behandelt worden ist. Für die Zukunft hängt die Möglichkeit einer guten Schwangerschaft von vielen Faktoren ab. Wir wissen, dass viele Mitglieder unserer Selbsthilfegruppe noch (weitere) Kinder bekommen haben, aber es gibt auch einige Patientinnen, bei denen die Gebärmutter irreparabel beschädigt worden war, so dass kaum noch intaktes Endometrium vorhanden war. Der wichtigste Faktor scheint die Fähigkeit und die Erfahrung des Chirurgen zu sein, der Ihre Operation(en) durchführt. Die Rekonstruktion einer nicht mehr klar erkennbaren Gebärmutterhöhle gehört zu den delikatesten Gebärmutter-Operationen, die es gibt. Deshalb helfen wir Ihnen gern auf der Suche nach einem kompetenten Arzt.

Wie kann ich wissen, ob ich“genug“ Endometrium habe, um ein Kind austragen zu können? 

Viele Ärzte meinen, die optimale Stärke des Endometriums für eine Schwangerschaft liege bei mindestens 8 mm in der Mitte des Zyklus´. Die Messung erfolgt über eine vaginale Sonografie. Die genaue Stärke des Endometriums ist aber nicht das wichtigste Kriterium. Einige Mitglieder dieser Gruppe wurden schon mit einer Aufbauhöhe von 4-5 mm oder sogar weniger schwanger und konnten das Baby normal austragen. Wichtig ist vor allem, dass das Narbengewebe erfolgreich entfernt wurde, und sich Endometrium im Uterus erneut ausbreiten konnte. Eine Regelblutung sollte sich wieder eingestellt haben.

 
Ich wurde mit einem schwach ausgeprägten AS diagnostiziert. Kann ich trotzdem schwanger werden oder sollte ich die Verwachsungen zuerst entfernen lassen?

Die eigentliche Frage sollte nicht sein, ob man schwanger werden KANN, sondern ob man schwanger werden SOLLTE. Es ist für eine AS-Patientin mit offenem Gebärmutterhals grundsätzlich möglich, schwanger zu werden, aber es ist sehr riskant, dies mit bestehenden Verwachsungen zu wagen. Es besteht dann ein deutlich erhöhtes Risiko für eine frühe oder späte Fehlgeburt. Wir empfehlen Ihnen, nicht schwanger zu werden, solange die Vernarbungen noch nicht komplett beseitigt wurden. Sie sollten mit Ihrem Arzt über eine geeignete Empfängnisverhütung diskutieren.

 
Sollte ich die Vernarbungen auch entfernen lassen, wenn ich nicht vorhabe nochmals schwanger zu werden?

Der häufigste Grund für die Beseitigung des Narbengewebes ist die Vorbereitung der Gebärmutter für eine Schwangerschaft. Sollte keine Schwangerschaft in der Zukunft geplant werden, so ist eine Operation dennoch sinnvoll:  Einige Frauen mit AS erleben zyklisch starke Schmerzen, da das Regelblut nicht naturgemäß abfließen kann. Diese Schmerzen enden mit der Lösung der Verwachsungen. Ein erhöhtes Risiko einer Endometriose durch Abfließen des Menstruationsblutes in den Bauchraum (Sampson-Theorie)  wird im Zusammenhang mit dem Asherman-Syndrom diskutiert, ist aber nicht erwiesen.

 
Ich hatte eine operative HSK, habe aber immernoch keine Blutung bekommen. Was kann das bedeuten?

Es ist möglich, dass sich die Narben in der Gebärmutter oder im Gebärmutterhals neu gebildet haben, was den Abfluss des Menstruationsblutes verhindert. Die Entfernung von Narbengewebe aus dem Inneren der Gebärmutter ist eine sehr schwierige Aufgabe. Der Chirurg muss tief genug operieren, um die Narben vollständig zu beseitigen, aber vorsichtig genug, um das Myometrium zu schonen.


Ich wurde wegen meiner Recherchen im Internet von meinem Arzt belächelt, warum sollte ich die Aussagen hier dennoch ernst nehmen?

Diese Website ist entstanden durch den Austausch von mehr als 1000 Patientinnen, von denen jede ihre eigene Erfahrung und die Meinung der sie behandelnden Ärzte eingebracht hat. Wir haben eine Datenbank aufgebaut, die bereits von den spezialisierten gynäkologischen Chirurgen genutzt wird, um neuere Erkenntnisse über das Asherman-Syndrom abzuleiten. Wir haben zusammen mit diesen Ärzten Kongresse organisiert, auf denen einzig das Asherman-Syndrom diskutiert wurde. Es gibt keine einzelne Praxis und keinen einzelnen Arzt, der so viele Patientinnen mit dem Asherman-Syndrom begleitet hat. Und last but not least: wir alle kennen das Asherman-Syndrom aus eigener Erfahrung!