Petronella

Meine Geschichte begann vermutlich bereits im Dezember 2001, als ich eine Fehlgeburt in der 10. Schwangerschaftswoche hatte. Kurz vor Weihnachten hatte ich also eine Ausschabung im Krankenhaus. Die Perioden danach waren normal, sodass wir wieder eine neue Schwangerschaft planten. Januar 2003 hielt ich dann wieder einen positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen. Die kritischen ersten 3 Monate waren vorbei und langsam konnte ich mich an der Schwangerschaft freuen. Doch dann kam alles ganz anders. In der 14. SSW stellte meine FÄ „etwas Komisches“ am Bauch bei unserem Baby im Ultraschall fest. Auch ich als Laie konnte das erkennen. Also hatten wir noch am gleichen Tag einen Termin in der Uni-Klinik. Der Arzt dort stellte fest, dass unser Sohn an einem riesigen Omphalozele (Nabelbruch) litt, sodass die Organe vor der Bauchdecke lagen. Außerdem hatte er Klumpfüßchen. Verdacht auf Trisomie 18, der sich aber nicht bestätigte. Genetisch war unser Sohn vollkommen gesund und trotzdem nicht lebensfähig. Was dann kam haben wir nur noch in Trance erlebt. Es wurde uns ein Schwangerschaftsabbruch nahe gelegt, dem wir zustimmten. Über Risiken wurden wir nicht aufgeklärt, der Aufklärungsbogen wurde an einem Tag ausgefüllt, an dem wir nicht in der Klinik waren, somit fehlte auch unsere Unterschrift! Wir wußten nicht, dass es bei einem medikamentösen Abbruch Therapieversager geben kann und genau so einer war ich. Die 12 fache Menge! der gewöhnlichen Menge an Tabletten hatten bei mir keinerlei Wirkung. Am Abend von Tag 1 des Abbruchs wurde die Fruchtblase eröffnet, um die Geburt voran zu bringen – doch das hatte nicht die gewünschte Wirkung. Ab dem 2./3. Tag hatte ich dann eine Infektion der Gebärmutter. Am Tag 4 und 5 wurden Wehenmittel über die Vene ausprobiert – ohne jeglichen Erfolg. Zuletzt wurde der Muttermund mechanisch aufgedehnt, um eine Ausschabung machen zu können. Das war am Ende des 5. Tages.

Dass die Blutung direkt nach der Ausschabung sehr gering war, hielt ich da noch für ein gutes Zeichen, zumal ich nach der 1. Ausschabung 2001 noch ziemlich viel Blut verlor.

Fünf Monate nach dem Abbruch hatte ich noch immer keine Periode bekommen, hatte aber jeden Monat das typische Ziehen, das immer das erste Zeichen für die kommende Blutung war. Ich begann im Internet zu recherchieren und fand die internationale AS-Homepage. Damals las ich alles genau durch und „wußte“ in diesem Augenblick, dass ich unter AS litt. Meine FÄ sah das allerdings anders. AS sei sehr selten und da ich 6 mm Schleimhaut in der Gebärmutter hätte, könne ich das nicht haben. Ihr Rat war abzuwarten, Mönchspfeffer einzunehmen und schwanger zu werden. Zuerst war ich beruhigt, da sich auch eine leichte Periode einstellte. Nach weiteren zwei Monaten ging ich auf Empfehlung zu einer FÄ mit Degum II (www.degum.de), da ich damals noch glaubte, man könne AS im Ultraschall erkennen. Auch diese Ärztin schloss AS aus, weil es so selten wäre.

Nun hatte ich genug und schloss mich Ende 2003 der internationalen Selbsthilfegruppe an. Mit dem Wissen der Gruppe forderte ich von meiner Ärztin eine Überweisung zur Hysteroskopie bei einem Spezialisten für AS. Diese hielt es für überflüssig, überwies mich dann aber doch, aber nur mit dem Ziel, eine Eileiterdurchlässigkeitsprüfung zu machen. AS schloss sie weiterhin aus.

Nach der Hysteroskopie/Laparoskopie Ende Januar 2004 hatte ich es schriftlich: AS im Grad 3. Die Gebärmutter war schlauchförmig, beide Eileiterabgänge konnten nicht gefunden werden! In der 1. OP konnten nicht alle Vernarbungen entfernt werden, also sollte ich nochmals in drei Monaten operiert werden.

Meine Erwartungen an die 1. Periode nach der OP waren hoch und wurden enttäuscht. Jetzt kam überhaupt kein Blut mehr.

Mit Hilfe der Selbsthilfegruppe wurde Kontakt zu einem AS-Spezialisten in Hamburg hergestellt, der mir empfahl, die noch anstehende OP von ihm durchführen zu lassen.

 

Das war der Wendepunkt in meiner AS-Geschichte.

Der Zustand meiner Gebärmutter hatte sich seit der 1. OP derart verschlechtert, dass der Arzt in Hamburg größte Mühe hatte die Form zu rekonstruieren. Die Gebärmutter war zu 100% vernarbt und ich hatte keine Schleimhaut mehr. Die Prognose war schlecht und so sah es ganz danach aus, dass ich zwei Kinder verloren hatte und wohl auch keines mehr bekommen könnte.

In meiner Verzweiflung tat ich alles (z.B. Akupunktur, Homöpathie…), um meine Gebärmutter in der Heilung zu unterstützen. Drei Monate später waren unglaubliche 4 mm Schleimhaut zu messen. Der Spezialist erklärte sich nun bereit ein weiteres Mal zu operieren. Das war im August 2004. Nun konnte er alle Vernarbungen entfernen. Unsere Freude war nicht zu beschreiben – auch er selber hatte wohl nicht mit einem solchen positiven Ergebnis gerechnet, denn auch bei ihm kullerten die Freudentränen…

Meine Schleimhaut pendelte sich bei 8 mm ein. Wir versuchten erneut schwanger zu werden. Nachdem ich nach sechs Monaten noch nicht schwanger war, entschloss ich mich zu einer Kontrollhysteroskopie im August 2005 in Hamburg. Die Gebärmutter sah weiterhin sehr gut aus.

Anfang September haben wir geheiratet und einen Monat später war ich schwanger!

Die Schwangerschaft verlief leider nicht gut. Die ersten Wochen hatte ich zusätzlich zur Übelkeit mit Blutungen zu kämpfen, die von einem Hämatom kamen. Während dieser Zeit hatte ich Bettruhe einzuhalten. Danach verlief die Schwangerschaft 1 1/2 Monate ruhig und ich konnte wieder arbeiten. Ab der 18. SSW verkürzte sich dann aber der Gebärmutterhals trotz Bettruhe kontinuierlich auf 1,6 cm in der 25. SSW. Mein FA legte einen Pessar, gab mir die Lungenreifungsspritzen und wies mich ins Krankenhaus ein. Dort sollte dann eine Cerclage gelegt werden, was allerdigs verworfen wurde. So lag ich also die nächsten 8 Wochen unter Wehenhemmern und mit strikter Bettruhe im Krankenhaus. In der 33. Woche wurde ich entlassen. Zuhause verbrachte ich weitere zwei Wochen. Ende der 35. SSW wurde ich nach Blasensprung per Kaiserschnitt entbunden, da unser Sohn in Beckenendlage lag. Das war Mitte Mai 2006. Die Plazenta konnte nicht einfach gelöst werden. Laut der operierenden Ärztin mußte „ganz schön gekratzt“ werden, um die Plazenta zu lösen.

 

Bei einer Krebsvorsorge Ende 2008 „diagnostizierte mein FA einen Uterus bicornis. Dazu muss man wissen, dass ein solcher Uterus eine Normvariante in der Form einer Gebärmutter darstellt, die aber schon in der Embryonalphase entsteht. Man hat sie also von Geburt an. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich vier Hysteroskopien und einen Kaiserschnitt hinter mir und keiner der operierenden Ärzte erwähnte je einen solchen Uterus – im Gegenteil, in der 1. OP wurde er sogar ausdrücklich ausgeschlossen. Also fragte ich meinen FA, ob es sich auch um Narbengewebe handeln könnte, das nach dem Kaiserschnitt wieder entstanden ist. Das hat er mit einem einfachen „Nein“ abgetan. Immerhin hat er eine Überweisung nach Hamburg ausgestellt, wo ich erneut Ende April 2009 operiert wurde.

Die Gebärmutter war wieder zu 70 % vernarbt, die Vernarbungen konnten aber komplett entfernt werden.

 

Dank dem Wissen und der Unterstützung dieser Gruppe und dem Können des Spezialisten aus Hamburg, war die Schwangerschaft mit unserem Sohn möglich. Wir sind sehr dankbar und hoffen, dass noch sehr vielen betroffenen Frauen geholfen werden kann.

Liebe Grüße von Petronella